FABELhaft Schenken –
Die etwas andere Weihnachtsgeschichte in vier Teilen
Teil 4
„Nochmals genau hinsehen? Wie meinst du denn das?“, fragte ich. Doch ich lag schon im Bett und der Gnom war verschwunden. Am Morgen beschäftigte mich gar nicht mehr die Frage ob Traum, Halluzination oder vielleicht doch Realität, sondern ich grübelte den Worten des Öknonom-Gnoms nach. Es stand fest, dass meine Mutter wirklich keinen weiteren Pullover brauchte. Ganz ohne Geschenk wollte ich zu Weihnachten aber auch nicht zu Hause auftauchen.
Nur nach all den Erlebnissen der letzten Nächte verzweifelte ich vollkommen an der Frage, was es sein sollte. Ich griff zum Handy und rief die einzige Person an, die mir dabei helfen konnte. Meine Mutter wusste nach meiner konfusen Beschreibung der seltsamen Ereignisse nicht, ob sie lachen oder ernsthaft besorgt sein sollte. „Du klingst wirklich gestresst, Kind. Ich glaube, du solltest dich lieber nochmal hinlegen.“ Damit dass mir Schlaf fehlte, hatte sie nicht so unrecht. Schließlich hatte ich drei Nächte hintereinander ungebetenen Besuch. Aber das war nicht das größte Problem.
„Mama, sag doch endlich, was wünscht du dir zu Weihnachten?!“, wurde ich ungeduldig. „Ach mach dir doch nicht so einen Kopf. Wenn du einen Tag früher heimkommst und mir ein bisschen deiner kostbaren Zeit schenkst, um mir mit den Keksen zu helfen, bin ich glücklich.“ So einfach war das also. Ich entschloss mich noch ein paar Kekszutaten, die ich meiner Mutter versprochen hatte, zu besorgen. Natürlich aus dem Reformhaus um bio und fair zu bleiben. Ich wollte ja nicht wieder ungebetenen Besuch provozieren. Außerdem wollte ich noch den Pullover zurückbringen.
An der Ecke zum Eingang des Reformhauses stand eine ältere Frau, die offensichtlich obdachlos war. Sie fragte mich, ob ich ein paar Cent übrig hätte. Ich zögerte, doch kramte dann etwas Kleingeld heraus und gab es ihr. Schließlich war bald Weihnachten. Als ich alle Zutaten beisammen hatte, wollte ich mir an der Theke noch einen wärmenden Tee holen. Dann kam mir ein Gedanke und ich bestellte zwei. Ich drückte der obdachlosen Frau den heißen Tee und auch das Sackerl mit dem Pulli in die Hand und wünschte „Frohe Weihnachten.“. Sie starrte mich sprachlos an und begann dann zu lächeln mit einem tonlosen Danke. Und es war vermutlich seit langem das schönste Geschenk.
Ende