FABELhaft Schenken Teil 1

FABELhaft Schenken –

Die etwas andere Weihnachtsgeschichte in vier Teilen


Teil 1


Da schob ich mich nun vorwärts, in einer Horde von Menschen, die alle so schlau wie ich, mit ihren Weihnachtsbesorgungen bis ein paar Tage vor Weihnachten gewartet hatten. „Die schönste Zeit des Jahres“, murmelte ich mit einem Seufzen, während ich die Gänge des riesigen Kaufhauses entlang schlenderte. Die Herausforderung bestand wie jedes Jahr darin, für meine „Ach, ich brauche doch nichts“ sagende Mutter, ein passendes Geschenk zu besorgen.

Was sollte es bloß sein? Da blieb mein Blick endlich an etwas Hübschem hängen – ein nett verpacktes Set bestehend aus Duschgel und Körperlotion. Ein bisschen Entspannung für Zuhause schien mir genau das Richtige für meine Mutter. Der Tester versprach auch ein großartiges Dufterlebnis und dazu hatten die Texturen beider Produkte unterschiedliche Farben, was recht drollig aussah.

Zufrieden schnappte ich das Set und wollte mich dem Abenteuer Kassa aussetzen, als ich plötzlich ein piepsiges Stimmchen hörte. Wenn ich mich nicht irrte, rief es: „Hilfe!“ Verdutzt suchte ich nach der Quelle dieses Rufens, doch alles was ich jetzt hörte, war nur mehr „Last Christmas“, das in Dauerschleife lief. Ob der Prüfungsstress oder doch der eine oder andere Punsch zu viel in den letzten Wochen schuld waren an diesen Wahrnehmungen? Ich entschloss mich zu wenig Zeit zu haben, um dem weiter nachzugehen und setzte den Gang zur Riesenschlange an der Kassa fort.

Abends endlich von den strapaziösen Einkäufen zuhause angekommen, gönnte ich mir noch eine heiße Tasse Tee neben der aktuellen Folge von „Willkommen Österreich“ um mich danach ins Bett zu begeben und den Schlaf der Gerechten zu schlafen. Doch der wurde mir nicht lange gewährt. Mitten in der Nacht bekam ich es mit einer ungewöhnlichen Geräuschkulisse in meinem Schlafzimmer zu tun: Ein Gesurre und leichtes Gekeuche, außerdem das piepsige Stimmchen von tagsüber, das rief: „Augen auf!“

Ich war nicht sicher, ob ich der Aufforderung wirklich Folge leisten sollte. Schlief ich noch oder war ich tatsächlich schon aufgewacht? Schließlich siegte die Neugier. Ich öffnete meine Augen und der Anblick war mindestens so ungewöhnlich, wie die von ihm erzeugten Geräusche. Vor mir flatterte ein winzig kleines, blaues, keuchendes Wesen, das entfernte Ähnlichkeit mit einer Elfe aus einem Märchen hatte.

Ich fragte verblüfft: „Wer bist du? Woher kommst du und warum zum Teufel keuchst du so?“ „Ich bin Ökologia, eine Regenwaldelfe.“ Die kleine Regenwaldelfe erzählte mir, dass sie auf dem Gebiet eines mittlerweile abgeholzten Regenwaldes gelebt hatte, auf dem jetzt eine riesige Palmölplantage stand. Sie war bei der Ernte versehentlich mitgenommen worden und in dem von mir gekauften Duschgel gelandet.

Irgendwie hatte sie es geschafft sich zu befreien. „Weißt du wie viele Elfen ihr Zuhause verloren haben? Und das für dieses klebrige Zeug, das mich husten lässt und diesen blauen Ausschlag bei mir auslöst. Ich glitzere gar nicht mehr.“, empörte sie sich. Ich wusch ihr das Zeug ab und gab ihr das Glitzern zurück. Danach fiel ich verwirrt, aber todmüde ins Bett.

Teil 1